03 Nov. Upps, schon wieder ein Fehler! Statt vertuschen verarbeiten: den Umgang mit Fehlern enttabuisieren
Meistens passieren uns Fehler schneller und häufiger als uns lieb ist.Es folgt betretenes Schweigen, Blick nach unten, dann der Rapport beim Chef oder dem Lebenspartner, den Kunden oder Kindern. Dabei wird unser Umgang mit Fehlern von unserem kulturellen Umfeld geprägt. Deutschland wird im Ausland immer mal wieder mit der "German Angst" verbunden. Wir haben anscheinend häufiger als andere Kulturen Angst: um unser Geld, unsere Gesundheit, unsere Zukunft – und auch, wenn es darum geht, offen über Fehler zu sprechen. Woran liegt das?
Wer dauernd negatives Feedback für seine Fehler bekommt, dessen Selbstwertgefühl stürzt in den Keller, und der kommt seltener mit einer neuen Idee hinter dem Ofen hervor.
Im Gegenteil: Eine negative Fehlerkultur führt sogar oft zu noch mehr Stress, erhöhtem Leistungsdruck und Perfektionismus. Der Zwang, alles richtig zu machen, lässt Menschen verkrampfen. Der Soziologe Heinz Bude nennt die Generation der um die 40-jährigen "Generation null Fehler“. Er skizziert sie als Perfektionisten, die überall brillieren wollen: in der Familie, in der Beziehung, im Beruf. Doch damit überfordern viele sich selbst und auch andere. Sie sind nahezu fehlerlos. Doch der Spaß bleibt dabei schon mal auf der Strecke. Nicht selten führt dieser Weg in die Depression oder den Burn-out.Doch es geht auch anders: Es gibt die sogenannten FuckUpNights, wo Start-up-Gründer sich über ihr Scheitern austauschen oder den Failure Report, eine Art Misserfolgsbericht der kanadischen Entwicklungshilfeorganisation Engineers Without Borders. Beide preisen dabei eine neue Fehlerkultur: Macht mehr Fehler, nur so lernt ihr was.
Trotzdem grämen wir uns. Weil Fehler vermeintlich immer mit persönlichem Versagen verbunden sind. Was wir dabei gerne übersehen: Meistens handelt es sich um eine Verkettung von Umständen. Selten ist ein Einzelner schuld. Entscheidend ist, dass wir Fehlern nicht mit persönlichen Schuldzuweisungen und Vertuschung begegnen, sondern offen über sie reden. Wie genau, das ist eine Frage der Unternehmenskultur.
Wie Sie eine positive Fehlerkultur entwickeln.
Jeder darf Fehler machen.
Wird dieses Zugeständnis nicht kommuniziert und gelebt, werden Fehler gerne unter den Tisch gekehrt. Und solche Fehler ziehen in der Regel weitere nach. Damit kann sich ein Thema schnell hochschaukeln und zu teuren Konsequenzen führen.Nach Lösungen suchen. Ist ein Fehler passiert, sollte der Schuldige nicht groß an den Pranger gestellt werden. Suchen Sie stattdessen nach den Ursachen und Maßnahmen, damit in Zukunft der gleiche Fehler nicht noch einmal passiert.
Vorbild sein. Auch Vorgesetzte oder die Eltern in der Familie können kommunizieren, dass auch ihnen Fehlerunterlaufen. Niemand ist fehlerfrei. Vergessen Sie dabei nicht, das Entwicklungspotenzial, das in jedem Fehler steckt, zu vermitteln.
Fehler zugestehen.
Auch wenn es nicht immer leichtfällt, stehen Sie zu Ihren Fehlern.
Hier sind Vorgesetzte gefordert. Fördern Sie eine offene Kommunikation. Auch Fehlereingeständnisse können mit Respekt honoriert werden. Nur so wird eine positive Fehlerkultur gefördert.Schnell und oft Feedback geben. Ist der Fehler passiert und dem „Schuldigen“ ist dieser nicht bewusst, wird der Vorgesetzte sachlich Feedback geben. Das ist eine gute Basis für die Weiterentwicklung. Härtere Kritik und negative Konsequenzen sind erst dann angebracht, wenn es sich um Wiederholungsfehler handelt.
Es gibt Organisationen, die geradezu gezwungen sind, ein professionelles Fehlermanagement zu praktizieren. Überall dort, wo Fehler fatale Folgen für Menschen haben können, ist dies der Fall. Fluggesellschaften wollen Abstürze vermeiden, Ärzte Fehldiagnosen, die mit Menschenleben bezahlt werden, die Luft- und Raumfahrttechnik hohe Investitionskosten amortisieren und Astronauten wieder heil auf die Erde zurückbringen und Feuerwehren wollen wissen, wie sie schneller mehr Leben bei Bränden retten können. Hier werden bereits seit vielen Jahren nach und nach ausgereifte Fehlermanagementsysteme genutzt, die eingebettet in eine offene Fehlerkultur sind.
Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, dann buchen Sie unser neues Training Professionelles Fehlermanagement - wie wir Fehler enttabuisieren.
Autor: Jutta Portner | jutta.portner@c-to-be.de
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